Trauer um Heinar Henckel

Heinar Henckel (19. August 1935 bis 4. Dezember 2014)

Gedenken

Heinar2014Heinar, Du hast Jahrzehnte unseren Verband bereichert mit Deiner Kompetenz im Kampf um die Erhaltung und den Schutz gewachsener Dorf- und Hausstrukturen im ländlichen Raum.

Dein Wirkungsfeld war als Lehrstuhlinhaber an der Universität Hannover, zuletzt aktiv als Kommunikator und Berater des Niedersächsischen Heimatvereins. Deine Gabe, zudem ein väterlicher Freund zu sein und alles Tun möglichst mit Humor zu verbinden, macht Dich zu einer außergewöhnlichen, unvergessenen Persönlichkeit.

Wir werden Dich immer vermissen!

Im Namen aller Mitglieder der Deutschen Sektion von ECOVAST
Irmelin Küttner als Vorsitzende

 

Nachruf

für Heinar Henckel, gestorben im Advent 2014

Langzeiterinnerungen vom 85jährigen Detlev Simons

Stuttgart im Januar 2015

Lieber Heinar, Du liegst mir schwer auf der Seele, weil ich mich von Dir verabschieden muß, und Du liegst mir leicht in der Seele, weil ich immer mit Dir verbunden bleiben werde. Du bist während Deiner Schulzeit während und nach dem Krieg bei Deinen Großeltern in Göttingen aufgewachsen. Deine Mutter war als Journalistin viel unterwegs, Dein Vater war Soldat, Pilot, und fiel an der Ostfront. Dein Großvater war Schulrektor und hat Dich angehalten, ein Tagebuch zu führen. Das tatest Du auch gerne und ausführlich, sicher ein Erbteil Deiner Mutter.
Eine Stelle in Deinem Tagebuch hatte mich belustigt: Du bewundertest die großgewachsenen, amerikanischen Soldaten, und notiertest: “sie sahen aus wie Germanen”. Weil Du oben und unten etwas kurz geraten warst, kamst Du diesem Bild nicht so sehr nahe. Aber das sah man nicht, weil Du Dein Gegenüber immer mit Deinen Augen bindend gefangen hieltest und nicht wieder losließest.

So habe ich Dich kennen gelernt. Jährlich trafen sich die 4 Lehrstuhlinhaber mit je einem Assistenten. Das warst in Hannover bei Landzettel Du, in Stuttgart bei Schoch ich. Landzettel war Dein Lehrer im Studium und Dein Meister im Lehrstuhlgetriebe. Er war ein gewichtiger und wahrlich kein leichter Meister. In der Architektur und in der Dorfentwicklungsplanung setzte er Akzente und war so sehr von der Richtigkeit überzeugt, dass er bei uns mit dem Beinamen “Diwa” belegt wurde. Du hattest es lange Zeit nicht leicht bei ihm und mit ihm. Du hattest Dich dann mal für einige Zeit abgesetzt nach Frankfurt zur ALB (Arbeitsgemeinschaft für das landwirtschaftliche Bauwesen) und später verdingtest Du Dich bei einer Firma für Fertigbauten. Danach Iandestest Du wieder bei Landzettel.

Ein Exemplar Fertighaus bautest Du als Heim für Deine Familie in Wattringhausen aus, das im Laufe der Zeit immer mehr im Grün wegtauchte. Ein transloziertes Backhaus wurde Deine Gästeherberge in der ich oft und gerne logierte. Auf dem Anwesen stand und steht noch eine große, denkmalgeschützte Scheune. Die wurde später als Dein und Heinkes Wohnhaus ausgebaut, weil Du Dein Fertighaus an die Familie Deines Sohnes Ivar übergabst.
Die Scheune war üppig mit großen Räumen ausgestattet, sodaß Heinke sich in einem der Räume ihr Atelier einrichten konnte, um dort ihre Kompositionen in Malerei mit Musik zu entwerfen.

Neben den Lehrstuhltreffen trafen wir uns immer häufiger bei einschlägigen (Ländlicher Raum) Gelegenheiten. Wir waren jährliche Gäste und Mitglieder der “Deutschen Akademie der Forschung und Planung im Ländlichen Raum” in Berlin in den 80er Jahren. Als diese Akademie als Bundesorganisation sich auflöste, gingen die Aufgaben über in Landesakademien. Dort arbeiteten wir weiter, Du in der Akademie in Niedersachsen, ich in der Akademie in Baden-Württemberg. Außerdem trafen wir uns immer mal wieder bei Bewerbungsvorträgen auf Professoren-Stellen, ohne sichtbares Ergebnis. Wir blieben dort, wo wir schon immer waren und kletterten auf der akademischen Leiter ein Stück nach oben auf Professoren-Stellen.

Zu einer intensiveren Zusammenarbeit kam es, als wir beide vom Deutschen Heimatbund (DHB) Ende der 80er Jahre in eine “Fachgruppe Ländlicher Raum und Dorfentwicklung” berufen wurden. Als der damalige Leiter Dr. Ebert plötzlich 1990 starb, ging ein Gerangel um den vakanten Vorsitz los. Ich machte mich für Dich stark und “rühme” mich, Dich durchgesetzt zu haben. Als dann Deine Diabetes dringend behandlungsnotwendig wurde und Du kürzer treten musstest, floß. der Vorsitz zu mir rüber. Wir haben in 10 Jahren mit der Arbeitsgruppe mehrere einschlägige Broschüren erarbeitet und herausgebracht. Weil die Präsidialherrschaft im DHB wechselte, wurden die Zielsetzungen geändert und gleichzeitig unsere Fachgruppe aufgelöst.

In dieser Zeit wurdest Du auch aktives Mitglied bei ECOVAST und auch in den Vorstand berufen. Bei den Dorfentwicklungsseminaren in den ,,Neuen Bundesländern” 1994-2000 hast Du tatkräftig mitgewirkt. Oft haben wir gemeinsam an internationalen Veranstaltungen von ECOVAST in den verschiedenen europäischen Ländern teilgenommen. Du legtest großen Wert darauf, mit mir im Auto mitzufahren, weil wir beide Pfeifenraucher waren und diese Passion auch im Auto pflegten. Während diesen Fahrten hast Du mir sehr viel erzählt, sodaß ich kaum zu Wort kam. Aber ich habe Dir gerne zugehört.

Allmählich wurden wir beide alt und etwas inaktiv. Das wurde erkennbar, weil wir beide von der Deutschen Sektion von ECOVAST zu Ehrenmitgliedern berufen wurden. Der Alterungsprozeß machte mich unbeweglich und Dein Diabetes Dich immer kränker. Am Schluß musste Dir noch ein Unterschenkel abgenommen werden. Mit einer Prothese hattest Du Dich nie so recht anfreunden können. Schlußendlich bist Du von der Dich zersetzenden Krankheit erlöst worden.

Ich bleibe mit Dir verbunden.
Detlev