Marienplatz Schwerin

Umgang mit Denkmalen: Abriss eines Speichers mitten in Schwerin

 

In Schwerin soll ein alter Kornspeicher abgerissen werden, zugunsten eines weiteren Einkaufszentrums. Die Investorengruppe Tenkhoff Properties plant bis Frühjahr 2010 den Neubau eines siebenstöckigen Einkaufscenters mit Hotel und rund 50 Geschäften.

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege verweigert den Abriss: Das Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert, ein klassisches Magazin, sei das größte seiner Art in Schwerin und markiere die bauliche Ausbreitung des ursprünglichen Stadtkerns. Unter dem Fundament werden vermutet Reste der alten Stadtmauer.

Aber das Bauministerium hat den Center-Plänen bereits 2001 inklusive Abriss des Speichers zugestimmt . Bei der Stadtverwaltung Schwerin ging der Abrissantrag allerdings erst am 16. Juni diesen Jahres ein, mit dem Ziel bereits am 17. Juli Bagger und Bautrupps anrücken zu lassen.

Dennoch wundert sich der amtierende Bürgermeister von Schwerin laut Schweriner Volkszeitung: “Es verwundert mich schon, dass jetzt erneut eine breite Diskussion über den geplanten Abriss des historischen Kornspeichers im Karree hinter dem Marienplatz einsetzt”, sagt der amtierende Oberbürgermeister, Dr. Wolfram Friedersdorff. Denn wie bei jedem Bauvorhaben dieser Größenordnung habe die Bevölkerung auch bei den Planungen für das Einkaufszentrum, das zwischen Marienplatz, Martin-, Helenen- und Mecklenburgstraße entstehen soll, Mitspracherecht gehabt und auch genutzt. Doch die Phase der Bürgerbeteiligung sei nun einmal lange vorbei, so Friedersdorff. Schließlich habe das Bauministerium die “Marienplatz-Galerie” inklusive Speicher-Abriss bereits 2001 abgesegnet und dies jüngst bestätigt.

Hierbei übersieht Herr Dr. Friedersdorff, dass abstrakte Planungsvorhaben, die befristet im Amt ausliegen, nur selten von den Bürgern wahrgenommen werden. Auch im Fall des Speichers führten erst die aktuellen Zeitungsartikel zum Bürgerengagement. Weiterhin steht der Auffassung von Dr. Friedersdorff entgegen, dass erst am 16. Juli dieses Jahres die Abrißgenehmigung beantragt wurde. Wie sollten da die Bürger bereits vor 2001 reagieren?

“Baubeginn und Ende werden schon konkret geplant, ohne die Zustimmung für den Abriss eines Schweriner Denkmals bei der Denkmalpflege einzuholen. Und nun sind es die ,bösen’ Denkmalschützer, die angeblich eine ,Katastrophe für die Stadt’ verursachen. Dabei sind es doch die Leute und die Behörde, die für den Erhalt unser Kulturgüter zuständig sind“ – fasst ein Schweriner Bürger zutreffend zusammen.