Loitz in Vorpommern

Der Jammer mit der Altbausubstanz in den Kleinstädten – wohl nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern

 

Unlängst war ich in L., der zweitältesten Stadt Vorpommerns. Und sah das gleiche Altstadtelend wie in vielen anderen Kleinstädten: Die historische Bausubstanz geht zu großen Teilen vor die Hunde. Zugleich ist nicht zu übersehen, daß Fördermittel in großem Umfang geflossen sind.

Vor allem im Hafenbereich, wohl in Erwartung hoher touristischer Wirkungen. Die Brückendurchfahrt hat eine aufwändige Führung für größere Schiffe bekommen, ein großer Speicher wurde zu Wohnungen umgenutzt, ein anderer dient im Erdgeschoß touristischen Angeboten.

Der Platz zwischen Brücke und Speichern wurde aufwändig neu gestaltet, das Bollwerk in diesem Bereich völlig neu errichtet. Hinter den Speichern entstand eine „Marina“, die bis an den früheren Bahnhof heranreicht. Das alles hat richtig Geld gekostet.

Aber wehe dem Besucher, der den Hafenbereich verläßt und gewässernah in die Altstadt schlendert. Der Erhaltungszustand vieler Gebäude ist zum gotterbarmen. Die nachstehenden Bilder stammen alle aus einer einzigen, recht kurzen Straße, die zwischen Brücke und Kirche verläuft.

Dabei fehlt es nicht generell am Geld für Immobilien. Nicht nur am Stadtrand von L. und in den Dörfern ringsherum entstanden viele neue Eigenheime (mit entsprechendem Flächenverbrauch), auch innerstädtische gibt es Neubauten. wie die nachstehenden beiden Fotos belegen. Weil es auch hierfür Fördermittel gab, nicht aber in den Erhalt und die Umnutzung historisch wertvoller Bausubstanz.

ECOVAST hat im Herbst 2008 in Wittstock, dicht an der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, eine aufwändige Fachtagung zum Thema „Perspektiven zu Kleinstädten im ländlichen Raum“ durchgeführt. Wenn ich richtig informiert bin, hat von den Kommunalpolitikern aus M-V nicht einer daran teilgenommen. Weil sie alles bestens im Griff haben? Wohl kaum. Bilder wie die vorstehenden aus L. lassen sich aus nahezu jeder Kleinstadt in Mecklenburg und Vorpommern beibringen – außer, die desoleten Häuser sind bereits abgerissen.

Im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahlen reden einige Bundespolitiker davon, die Eigenheimzulage wieder einzuführen, zwecks Wirtschaftsstabilisierung. ECOVAST sollte sein „altes“, immer noch aktuelles Thesenpapier hervorholen und nicht nur an die zuständigen Bundesministerien, sondern vor allem an alle interessierten Medien geben. Denn das Land braucht wirklich eine Zulage zu Gunsten einer Erneuerung der Altbausubstanz und das schnell, bevor noch mehr Gebäude unrettbar verloren gehen.